talk to each other – rainy days 2011

(25.11.–04.12.2011)

Man sollte wirklich mehr miteinander reden. Zum Beispiel darüber, dass das ganz normale Leben und Konzerte selten so viel miteinander zu tun haben wie bei den rainy days 2011. Ob man dabei von der «Rückkehr der großen Erzählungen» spricht, von einer «gehaltsästhetischen Wende» (Harry Lehmann) oder ob man sich ganz einfach an der Festivalbar der informellen Kommunikation überlässt, ist eine Frage des Temperaments. Ein wenig ist es auch eine Generationsfrage: Fernsehformate, Youtube und die Popkultur sind im Bewusstsein vieler Komponisten angekommen. Das gute alte Flaschenpost-Konzept der neuen Musik hat extrovertierten Nachwuchs bekommen: Raus aus dem Elfenbeinturm, rauf auf die Bühne. Wie auch immer – Stoff für Unterhaltung bietet das Festival allemal: Der Komponist Trond Reinholdtsen lädt zu einem Quiz oder zeigt in Music as Emotion, wie er Rat bei einer Psychologin sucht, um emotionalere Musik zu schreiben. Johannes Kreidler erklärt die Welt in einer rasanten Musik-Talkshow (eher Schlingensief als Letterman) mit den United Instruments of Lucilin. Das Klangforum Wien und der Künstler Patrick Corillon inszenieren das Konzerthaus als magischen Ort voller Geschichten – mit einem spektakulären musikalischen Marathon-Programm. Das ensemble recherche hat Sprechstunde und bietet einen Nachmittag lang musikalische Einzelbehandlungen an. Das OPL macht Programmmusik mit Untertiteln verständlich. Und Mauricio Kagel schreibt Reden an sein Volk. Böse, lustig, an Weltverbesserung nicht uninteressiert, hyperkommunikativ und mit größtem Vergnügen. Reden wir miteinander.